Inflation
Aktuell ist das nominelle Wirtschaftswachstum von Industrieländern sehr stark. Beispielsweise floriert der Arbeitsmarkt in den USA wie seit langem nicht. Dort gibt es aktuell drei Mal mehr offene Stellen als Arbeitssuchende! In Spanien und Italien herrscht die tiefste Arbeitslosenquote seit 2009.
Jedoch verharrt die Inflation auf einem solch hohen Niveau (wenn auch seit Juni Rückläufig), dass die Zentralbanken weiterhin Zinserhöhungen vornehmen werden und somit eine steigende Arbeitslosenquote hinnehmen müssen.
Am Donnerstag, 13.10.22 veröffentlichte die USA ihre Inflationsdaten. Resultat: 8.2%, tiefster Wert seit Februar 2022. Und trotzdem krachten die Börsen zusammen, da 8.1% prognostiziert wurde.
Die aktuelle Inflation gilt als Messwert für die Massnahmen der Zentralbanken. Erreicht man also nicht den prognostizierten Wert, waren die Massnahmen noch nicht streng genug, was zu noch aggressiveren Massnahmen führt (weitere Zinserhöhungen durch Zentralbanken folgen).
Inflationsdaten einiger Länder:
China | 2.8% |
Schweiz | 3.3% |
Frankreich | 5.6% |
Indien | 7.41% |
USA | 8.2% |
Spanien & Italien | 8.9% |
Grossbritannien | 9.9% |
Deutschland | 10% |
Russland | 13.7% |
Niederlande | 14.5% |
Argentinien | 83% |
Türkei | 83.45% |
In Deutschland ist die Inflation aktuell so hoch, dass das nominelle Wirtschaftswachstum Deutschlands nicht mehr hinterher kommt und im Q1 2023 ein negatives Bruttoinlandprodukt (BIP) Wachstum erwartet wird. Nicht zuletzt durch die Überexponierung dem Russischen Gas gegenüber, was ein erhöhtes Risiko darstellt.
Zum Thema Gas: Norwegen ist mittlerweile Europas grösster Gaslieferant geworden!
Anzumerken ist das China durch ihre Zero Covid Politik eine gedrosselte Wirtschaftsentwicklung erfährt und deswegen die Inflation dort nur bei 2.8% liegt.
Auch der chinesische Immobilienmarkt, welcher 25% des chinesischen BIP ausmacht, ist auf konstanter Talfahrt.
Würde China Gas geben wie in den Jahren zuvor (mit bis zu 8% BIP-Zuwachs pro Jahr), wäre die Inflation weltweit aktuell noch weit höher.
Ende steigender Inflation in Sicht?
Anfang Winter sollte die Inflation ihren Höhepunkt erreicht haben und langsam zurück gehen (in Spanien & Frankreich zum Beispiel ist die Inflation bereits seit 2 Monaten rückläufig).
Sie ist jedoch noch weit von den Zielvorgaben der Zentralbanken entfernt (In der Regel sind ca. 2% gewünscht).
Deshalb werden die Zentralbanken weiterhin an der Straffungspolitik festhalten um die hohe Nachfrage zu verringern, auch wenn dadurch vielleicht eine (milde) Rezession der Industriestaaten in Kauf genommen werden muss.
Wie lange diese anhalten würde, ist ungewiss. Erfahrungen zeigen, dass Zinsänderungen meistens erst nach ca. 6-9 Monaten ihre volle Wirkung zeigen.
Anleihen = Diversifikation? Das war einmal
Bis vor kurzem wurde stets gepredigt ein Aktienportfolio aus Diversifikationsgründen mit Anleihen (Obligationen) zu kombinieren, um eine gewisse Risikodiversifikation zu gewährleisten, da Anleihen für gewöhnlich stabil sind.
Tja, willkommen im 2022, wo alles, ja sogar Anleihen 15-20% an Wert verloren haben aufgrund der historisch hohen Zinserhöhungen.
Wie ist das möglich?
Wie kann eine Anleihe an Wert verlieren?
Anleihen werden üblich zum Nennwert von 100 herausgegeben und der Zins einer Anleihe ist bis zu ihrem Verfall fix (z.B. 3%).
Erhöht die Zentralbank nun die Leitzinsen, erhöht sich der Zins bei neu ausgegebenen Anleihen (z.B. gleiche Anleihe gibt es nun für 5% statt vorher 3% Zins).
Nun hält man jedoch noch «alte» Anleihen welche nur 3% Zins abwerfen. Nehmen wir an die Restlaufzeit beträgt 10 Jahre.
Das wären jährlich also ganze 2% Zins weniger, auf die ganze Laufzeit gesehen ganze 20% weniger Rendite!
Was macht der Investor also? Er versucht seine «alte» Obligation am Markt loszuwerden um eine neue zu erwerben. Durch den Verkaufsdruck verlieren die Obligationen an Wert.
Vor allem Anleihen mit einer langen Laufzeit sind einem höheren Risiko (default risk) ausgesetzt, deshalb empfehlen wir Investoren sich eher kurzfristigen Anleihen zu widmen um das Geld dann in absehbarer Zeit in eine neue Anleihe mit höherem Zins investieren kann.
ajooda Fazit
Wichtig zu erkennen ist das die Fundamentaldaten branchenführender Unternehmen grundsolide sind, die makroökonomischen Faktoren den Markt jedoch trotzdem herunterziehen.
Darum empfehlen wir Ihnen sich auf die Branchenleader zu fokussieren welche Preisfestlegungsmacht haben, da diese in inflationären Zeiten sogar noch höhere Gewinne als sonst erzielen können.